Aktuelle Definition:

Nachhaltige Entwicklung bedeutet,

den Bedürfnissenheutiger Generationen zu entsprechen,

ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden.

Dazu gehören der sorgsame Umgang mit Ressourcen und

der Einsatz für eine weltweite soziale Gerechtigkeit.

 

"Was ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)?" "Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält."


Bericht der Brundtland-Kommission, 1987

 

Die Lebensweise in den Industrieländern ist durch hohen Konsum, hohe Ressourcennutzung, hohen Energieverbrauch, hohes Verkehrsaufkommen und hohe - teilweise giftige - Abfallmengen geprägt. Das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung stellt die engen Beziehungen, die zwischen Lebensstil, Umweltqualität und einer gerechten Verteilung der Ressourcen bestehen, in den Vordergrund.

Eine Bildung für nachhaltige Entwicklung muss daher an den derzeitigen Lebensstilen unserer Gesellschaft anknüpfen. Querschnittsthemen wie Fragen des Klimawandels, des Umgangs mit der Ressource Wasser, oder auch Energiefragen sind in diesem Zusammenhang genauso relevant wie die Frage nach einer inter- und intragenerationellen Gerechtigkeit. Bei diesem umfassenden politischen und pädagogischen Bildungskonzept geht es daher nicht in erster Linie darum, die damit verbundenen komplexen Themenbereiche nur auf der Wissensebene zu vermitteln. Das Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung ist es, dem Einzelnen Fähigkeiten mit auf den Weg zu geben, die es ihm ermöglichen, aktiv und eigenverantwortlich die Zukunft mit zu gestalten. In diesem Zusammenhang spielen ebenso emotionale wie auch handlungsbezogene Komponenten der Bildung eine entscheidende Rolle.
Komponenten einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, die gestaltungskompetentes Entscheiden und Handeln ausmachen, sind:
• Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen
• Vorausschauend denken und handeln
• Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln
• Gemeinsam mit anderen planen und handeln können
• An Entscheidungsprozessen partizipieren können
• Andere motivieren können, aktiv zu werden
• Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren können
• Selbstständig planen und handeln können
• Empathie und Solidarität für Benachteiligte zeigen können
• Sich motivieren können, aktiv zu werden.
Quelle: www.bne-portal.de

 

NACHHALTIGKEIT UND SCHULE

Zum Leitbild der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit in der Schule bezieht sich nicht nur auf Unterrichtsinhalte, sondern vor allem auf ein Leitbild. Das Leitbild der Nachhaltigkeit ist seit Rio weiterentwickelt worden und unterschiedlichen kulturellen Interpretationen zugänglich. In der Schule kommt ihm eine bedeutsame Rolle als "Navigationsinstrument" und Wertmaßstab zu.

Der Prozess der Stärkung von Nachhaltigkeit in der Schule wird sich auf zwei Ebenen abspielen: auf der Ebene der Unterrichtspraxis in Hinblick auf konkrete Themen, Fragestellungen und Projektvorhaben und auf der Ebene der refl exiven Überprüfung und Weiterentwicklung des zugrunde liegenden Leitbildes. Beide werden sich wechselseitig beeinflussen.

Vermittlung von Werten

Werte und normative Leitbilder sollten nach unserem Bildungsverständnis nicht nur vermittelt, sondern im aktiven Lernprozess erworben, gefestigt, hinterfragt und weiterentwickelt werden. Das Leitbild für nachhaltige Entwicklung ist weder verbindliches politisches Regelwerk noch Autopilot für den eigenen Lebensweg. Als normativer Orientierungsrahmen für selbst bestimmtes Lernen erfordert es individuelle und gesellschaftliche Gestaltungskompetenz.

Dabei ist es wichtig zu akzeptieren, dass es für unsere Zukunftsfähigkeit einen solchen in seinen Zieldimensionen und Grundprinzipien international vereinbarten Rahmen gibt, der schrittweise durch völkerrechtlich verbindliche Konventionen, durch Rahmenbedingungen für einen globalisierten Markt und nachhaltige Lebensstile gestaltet werden muss.

Wie bedeutet "nachhaltig"?

Genaues Hinhören oder ein forschender Blick in die Tagespresse zeigt, dass nicht überall „Zukunftsfähigkeit“ drin ist, wo „Nachhaltigkeit“ draufsteht:

• "Die drastisch gestiegenen Rohöl- und Benzinpreise bleiben für Europas Automärkte die große Unbekannte. Es hängt alles davon ab, wie nachhaltig der Preisanstieg sein wird, sagt Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft an der FH Nürtingen." (Handelsblatt 14.9.2005)

  • "Wolfgang Hannappel kann die Aufregung nicht ganz verstehen. Der Landeswahlleiter von Hessen glaubt nicht, dass die nach dem Tod der NPD-Kandidatin nötige Nachwahl im Bundestagswahlkreis Dresden I wirklich das Ergebnis nachhaltig verändern wird." (Tagesspiegel 9.9.2005)
  • "Hart ins Gericht geht der Finanzfachmann Seitz mit den Regierungen in Magdeburg und Erfurt. Dort sei man nicht in der Lage, Ansprüche zurückzuschrauben, ignoriere das Gebot der >Nachhaltigkeit< sowie der >Generationengerechtigkeit< und schlittere deshalb unaufhaltsam in >Richtung einer Haushaltsnotlage.<“ (Die Welt 15.9.2005)

Mit der in Rio verabschiedeten Agenda 21 wurde nun nicht nur ein noch heute weithin geltendes Aktionsprogramm beschlossen, die Staatengemeinschaft einigte sich auch auf ein Leitbild, das den Formelkompromiss der Brundtland-Kommission von 1987 aufgriff und weiterentwickelte. Neben der Forderung der inter- und intragenerationellen Gerechtigkeit ist die grundsätzliche Annahme ei-

Nachhaltige Entwicklung soll die Überwindung der Armut mit dem Schutz der ökologischen Grundlagen menschlichen Lebens versöhnen. Sie verknüpft die Forderung nach Gerechtigkeit gegenüber den nachkommenden Generationen mit der Forderung nach globaler Gerechtigkeit zwischen den heute lebenden Menschen.


Eckpunkte des Schulcurriculums "Bildung für nachhaltige Entwicklung", das an den Gymnasien Grootmoor und Allermöhe in Hamburg beschlossen wurde

Vorstellung des Hamburger Aktionsplanes beim Empfang im Hamburger Rathaus

für die TeilnehmerInnen der Jahrestagung 2005

ner Gleichwertigkeit von ökonomischen, sozialen (bzw. sozio-kulturellen) und ökologischen Zielen wichtigster Grundsatz dieses Leitbildes.

Mehrdimensionalität

Dieser Orientierungsrahmen der nachhaltigen Entwicklung wurde seither bei uns überwiegend im Kontext drohender ökologischer Gefahren herangezogen, seltener jedoch bei der Lösung wirtschaftlicher, sozialer und politischer Probleme. Nachhaltigkeit wird in der Fachwelt auch heute noch häufi g mit seinen angeblichen Wurzeln einer nachhaltigen Forstwirtschaft in Verbindung gebracht. Es geht aber nicht allein um den Erhalt wichtiger natürlicher Ressourcen, wie es das Ziel des Nachhaltigkeitskonzepts des Berghauptmanns Carl von Carlowitz bei dem Erhalt der Holzbestände zur Sicherung des Silberbergbaus vor über 300 Jahren war. Nachhaltigkeit im Sinne von zukunftsfähig überwindet die Zielkonfl ikte zwischen wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verträglichkeit mit Hilfe einer die Menscherechte achtenden partizipativen Politik.

Weiterentwicklung und Interpretierbarkeit des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung

Die Entwicklungsdimension der Good Governance - oder demokratischen Politikgestaltung

- ist heute im UN-Kontext eine unerlässliche Dimension nachhaltiger Entwicklungsbemühungen geworden. Darüber hinaus - und verstärkt seit dem 11. September – ist immer wieder auf die Bedeutung unterschiedlicher kultureller Interpretationen des international vereinbarten Leitbildes hingewiesen worden. So ist das Konzept der nachhaltigen Entwicklung einerseits durch das Rechtsverständnis der europäischen Aufklärung und unveräußerliche universale Menschenrechte geprägt, aber andererseits auch unterschiedlichen kulturellen Interpretationen zugänglich. Kultur, gesellschaftliche und religiöse Wertvorstellungen sind die Hintergrundfolie aller vier Dimensionen dieses Leitbildes. Und viel wird davon abhängen, ob die Versöhnung von „Kultur“ und „Vernunft“ erfolgreich sein wird, um sich gegen übermächtige, staatliche Rahmenbedingungen aushebelnde kapitalistische Kräfte und überzogenen individuellen Eigennutz durchzusetzen.

Navigationsinstrument und Wertmaßstab

Orientierung für die pädagogische Entwicklung der Fähigkeit, Globalisierungsprozesse zu analysieren und zu bewerten, ist also gegeben. Der Umgang mit dem neuen Navigationsinstrument muss allerdings gelernt werden. Man sollte auch nicht erwarten, dass es den Kurs gradgenau angibt, wohl aber zeigt es zukunftsfähige Passagen, sichere Gewässer, grüne und rote Leuchtfeuer. Globale Entwicklungsprobleme, die Handlungen politischer und wirtschaftlicher Akteure, aber auch das eigene Verhalten können vor dem Hintergrund dieses Leitbildes untersucht und bewertet werden.

Leitfragen für den Unterricht

Vorbereitung und Gestaltung entsprechender Unterrichtsprojekte lassen sich dabei durch fünf Leitfragen strukturieren:

  1. Auf welcher räumlichen Ebene wird das Vorhaben betrachtet und wer sind die Betroffenen und die Beteiligten?
  2. In welcher Entwicklungsdimension ist das Problem oder Vorhaben angesiedelt und welche Charakeristika weist es auf?
  3. Welche Auswirkungen auf andere räumliche Ebenen und Entwicklungsdimensionen gibt es?
  4. Inwiefern werden bei der Lösung des Problems oder der Umsetzung des Vorhabens die Leitbilder der anderen Entwicklungsdimensionen berücksichtigt? Gibt es dabei Zielkonfl ikte?
  5. Wie sind die langfristigen Auswirkungen auf die kommenden Generationen?

Fächerübergreifende Kompetenzen

Die Frage, welche fächerübergreifenden Kompetenzen denn für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Entwicklung benötigt werden – in Ergänzung zu den in neueren Bildungsplänen dargestellten Fachkompetenzen –, wird in den kommenden Jahren überzeugend beantwortet werden müssen. Für das Globale Lernen wurden von mir dafür auf der Grundlage der derzeitigen Diskussion für den mittleren Abschluss neun Grundkompetenzen vorgeschlagen (siehe Kasten).

Schule, die sich an dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung orientiert, wird sich daran messen, inwieweit es ihr gelingt, zukunftsfähig in der Gestaltung ihres Schullebens und ihrer Schulumwelt zu sein, vor allem aber in ihren unterrichtlichen Lernprozessen.

Jörg-Robert Schreiber Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Hamburg

Wissen und Wissenserwerb

  1. Informationen zu Globalisierungs- und Entwicklungsfragen beschaffen und grund legendes Wissen dazu erwerben
  2. Funktionale Zusammenhänge in Entwicklungsprozessen auf unterschiedlichen Ent scheidungsebenen (individual bis global) sowie Wechselwirkungen zwischen ihnen erkennen
  3. Entwicklungsprozesse und -konflikte vor dem Hintergrund des Leitbilds der nach haltigen Entwicklung analysieren

Werte und Bewerten

  1. Zwischen normativen und faktischen Aussagen im Entwicklungsdiskurs unterscheiden können und sich eigener wertebestimmter Haltungen bewusst sein
  2. Zu weltoffener Wahrnehmung, Empathie, sozio - kulturellem Perspektivenwechsel und bewusster Entwicklung der eigenen Identität fähig sein
  3. Entwicklungsvorhaben und -prozesse vor dem Hintergrund des Leitbilds der nachhaltigen Entwicklung und darauf bezogener politischer Beschlüsse bewerten

Kommunikation und Handeln

  1. Mit Komplexität und Ungewissheit konstruktiv umgehen
  2. Zu Partizipation, Kooperation, gesellschaftlichem Engagement und Solidarität bereit und fähig sein
  3. Zu eigenem zukunftsfähigem Verhalten bereit und in der Lage sein Quelle: ZEP 2/2005

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